Warum Großspender und Großspenderinnen anonym spenden

Wir vom Major Giving Institute freuen uns über jede Großspende, die Sie uns für die Aufnahme in unser Großspenden-Archiv melden oder wenn wir Informationen finden, die wir eingeben können. Ganz besonders erfreut sind wir verständlicherweise über neue Millionenspenden aus dem deutschsprachigen Raum, denn Spendenvorbilder können auch andere Spender und Spenderinnen ermutigen, sich in größerem Maßstab zu engagieren.

Viele große Spenden erfolgen allerdings hierzulande im Hintergrund ohne öffentliche Informationen oder anonym. Gerade in letzter Zeit ist immer wieder von anonymen Großspenden zu lesen, auch in Millionenhöhe. Jüngstes Beispiel ist die Ende August veröffentlichte Spende für die Sanierung des Museums im Andreasstift Worms in Höhe von 1,5 Millionen Euro.

Das Phänomen von anonymen Großspenden ist auch in den USA nicht unbekannt, allerdings stehen diesen eine Vielzahl von öffentlich bekannt werdenden Großspenden gegenüber. Hinzu kommt, dass nicht alle anonymen Spenden gleichzeitig auch tatsächlich der Spendenorganisation gegenüber geheim gehalten werden.

Die Gründe, die das Indiana University Center on Philanthropy in der Studie „Survey on Anonymus Giving“ vor vielen Jahren (1991) veröffentlichte und von der es keine Neuauflage gibt, sind nach wie vor aktuell und treffen auch auf viele Spender hierzulande zu:

  1. Sie wollen nicht von Fundraisern anderer Organisationen um Spenden gebeten werden.
  2. Sie haben religiöse Gründe.
  3. Das Geben macht ihnen Freude, aber der Dank dafür nicht.
  4. Sie sind bescheiden. Sie fühlen sich unwohl, in die Öffentlichkeit zu treten.
  5. Die Höhe ihres Vermögens macht sie verlegen, besonders wenn sie das Geld nicht selbst erarbeitet haben.
  6. Sie wollen nicht, dass die Fundraiser der Organisation, an die sie gespendet haben, sie erneut um Geld bitten.

Eine interessante Studie wurde Anfang 2014 in Großbritannien von Nichola Raihani, Evolutionsbiologin am University College London veröffentlicht. Diese bezieht sich allerdings auf Online-Spenden über die Webseite Bmycharity, nicht nur auf Großspenden.

Die großzügigsten Spender, so eine ihrer Schlussfolgerungen, neigen mehr zum anonymen Spenden, weil sie nicht von den gesellschaftlichen Normen abweichen wollen. Das ist ein interessanter Aspekt, denn auch hierzulande gilt es nicht als normal, in Millionenhöhe zu spenden. Oft sogar erhalten gerade Millionenspender anstelle von öffentlicher Wertschätzung Kritik und Häme. Es sind dringend differenziertere Sichtweisen angesagt.

Großspenden-Fundraiserinnen und –Fundraiser sollten die Frage, ob und in welcher Form eine Spende öffentlich werden soll, mit den Spendenden besprechen, ihnen unterschiedliche Möglichkeiten aufzeigen und auch deren Auswirkungen aufzeigen. Selbstverständlich muss eine Organisation akzeptieren, wenn ein Großspender im Hintergrund bleiben will. Bei völlig anonymen Großspenden gilt es allerdings, wenn möglich, die Herkunft in Erfahrung zu bringen, denn ihnen haftet ein Makel an, es könnte sich auch um illegale Gelder handeln.

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